VON DEN URSPRÜNGEN BIS INS MITTELALTER: DAS HERZOGTUM DER LONGOBARDEN
Aufgrund seiner günstigen Lage auf dem Hügel S. Elia sowie am Fuße des Berges Monte Luco, der Schutz boten, wurde die Gegend um Spoleto bereits seit der Antike bewohnt. Überreste einiger Behausungen und Teile megalithischer Bauten, die eine einfache Stadtmauer bildeten, besser bekannt als Mura Ciclopiche, gehen auf das Bronzezeitalter zurück, als dieses Gebiet von den Umbrern bewohnt wurde.
Spoleto erweckte sehr schnell das Interesse der Römer, die ihre Herrschaft schon 241 v. Chr. auf die Stadt ausweiteten und sie zu einer Kolonie machten. Wenige Jahrzehnte später nahm die Bedeutung der Stadt mit dem Bau der Via Faminia, die sich quer durch die Stadt zog (Eingang war die Porta Monterone im Süden und Ausgang war die Porta Fuga im Norden), weiter zu. Während des zweiten punischen Krieges zeichneten sich die Einwohner Spoletos dadurch aus, dass sie Hannibal auf seinem Weg nach Rom aufhielten. Daraufhin erhielten sie 90 v. Chr. den prestigeträchtigen Titel Municipium. Während des gesamten Zeitraums des Reiches war Spoletinum sehr angesehen und verfügte über zahlreiche Reichtümer, die durch die vielen römischen Reste, die in der Stadt noch gut erhalten sind, bezeugt werden. Und diese privilegierte Position und starke Hegemonie wurde nicht einmal mit dem Fall der Römer und dem Eintreffen der Barbaren weniger.
Die Ersten, die Spoleto einnahmen, waren die Goten von Theoderich dem Großen im Jahr 493. Wenige Jahrzehnte später sendete der byzantinische Imperator Justinian den General Belisarius nach Italien, um Gebiete zurückzuerobern, die bereits dem Römischen Reich des Westens angehörten. Letzterer übernahm die Stadt 537 von den Goten, verlor sie aber 545 wieder. Nachdem die Byzantiner geschlagen wurden, errichtete König Totila hier sein Hauptquartier und konnte die Kontrolle bis ins Jahr 552 behalten, als er von einem anderen byzantinischen General, Narses, endgültig geschlagen wurden.
Bereits ab dem 4. Jahrhundert wurde Spoleto Sitz des Erzbischofs, wodurch eine starke kirchliche Hierarchie entstand, die auf die Lage nahe an der Grenze zum Kirchenstaat zurückzuführen ist, die jedoch nicht immer nur ein Vorteil war.
Nach dem Eintreffen der Longobarden in Italien gründete Faroald das Herzogtum Spoleto, das gemeinsam mit dem Herzogtum Benevento die Longobardia Minor war. Ein sehr weitläufiges Gebiet, das bis nach Kalabrien reichte, und das ausschließlich von den Longobarden beherrscht wurde. Obwohl nach longobardischer Rechtsprechung Spoleto und die Herzoge eine gewisse Autonomie beibehielten, nicht zuletzt dank des nahegelegenen Kirchenstaates. Sie Situation änderte sich ab 729 teilweise, als die Stadt unter die Herrschaft von König Liutprand gelangte.
Das Herzogtum Spoleto zerfiel 774, als die Longobarden von den Franken, Verbündete des Papstes, geschlagen und die Regionen des Herzogtums zuerst in das Karolingerreich und anschließend in das Heilige Römische Reich eingegliedert wurden.
DAS ZEITALTER DER KOMMUNEN UND DIE RENAISSANCE
Trotz des Anschlusses an das Heilige Römische Reich war die Herrschaft der Franken und Karolinger nicht besonders schlimm für Spoleto, denn die Stadt genoss weiterhin Macht und Autonomie bis zum harten Angriff von Friedrich Barbarossa, der nach seiner Reise nach Italien, um vom Papst 1155 zum Kaiser gekrönt zu werden, die Stadt in Brand steckte und damit einen großen Teil zerstörte.
Über einen längeren Zeitraum war die Herrschaft in der Stadt und in den umliegenden Gebieten Gegenstand von Streitigkeiten und Kämpfen zwischen Reich und Kirchenstaat, bis zum endgültigen Anschluss Spoletos an den Kirchenstaat im Jahr 1198.
Zu derselben Zeit hat sich die Stadt selbst zu einer freien Gemeinde ernannt. Die Entstehung der Bettlerorden (Benediktiner, Franziskaner, Dominikaner, Augustiner) und ihre Verbreitung auf dem Berg Monte Luco trug zum exponentiellen Wachstum der religiösen Gebäude im historischen Zentrum und zur architektonischen Verschönerung und Verzierung der Stadt bei. Die Arbeiten von Kardinal Albornoz im 14. Jahrhundert verliehen Spoleto zusammen mit der Errichtung der Festung noch mehr Bedeutung, sodass die Stadt zu einer Vorhut des Papstes während der Unterdrückung durch Avignon wurde. Dadurch wurden Künstler und Besucher aus ganz Europa angezogen, darunter Filippo Lippi und Antonio da Sangallo il Giovane, die die Stadt bis ins 17. Jahrhundert zu einem florierenden Zentrum der Kultur machten.
DIE MODERNE
Zwischen wechselnden Streitigkeiten und trotz Aufrechterhaltung der Autonomie und Unabhängigkeit, blieb Spoleto dennoch formell unter päpstlicher Herrschaft, bis zum kurzen Zeitraum des napoleonischen Reichs. Schließlich wurde die Stadt zwischen 1808 und 1815 von französischen Truppen zur Hauptstadt der Region Trasimeno (von Rieti bis Perugia) ausgerufen. Nachdem die Feinde von der anderen Seite der Alpen bekämpft waren, eroberte die Kirche die Stadt erneut und leitete ihre Geschicke bis ins Jahr 1860, als der Anschluss Spoletos an den entstehenden italienischen Staat erfolgte.
In der zweiten Nachkriegszeit erlebte die Stadt in Zusammenhang mit der großen Arbeitslosigkeit in der Landwirtschaft und in den Minen eine tiefe wirtschaftliche Krise und eine große Migrationswelle.
Diese schwierige Zeit war jedoch der Grundstein für das moderne Aufleben durch die Austragung von Events, Veranstaltungen und lokalen Festen, die heute zur touristischen Tradition von Spoleto gehören und die Lebensader sowie die Identität der Stadt sind: Im Jahr 1947 wurde das experimentelle lyrische Theater gegründet, im Jahr 1952 entstand das italienische Zentrum für Studien zum Hochmittelalter, im Jahr 1958 fand die erste Ausgabe des Festival dei Due Mondi statt, zu dem 1962 die Ausstellung der Skulpturen von Spoleto hinzukam, die bis heute ein einzigartiges kulturelles Event in Italien ist!