Die Galleria Nazionale dell’Umbria ist einer der wichtigsten Museumssammlungen Italiens nach der Anzahl der Kunstwerke und vor allem aufgrund der Qualität der Kunstwerke. Mit Sicherheit ist sie auch die umfassendste Sammlung der Region.
Heute befindet sie sich im Palazzo dei Priori und enthält eine Sammlung an Kunstwerken aus dem Zeitraum zwischen dem 13. und dem 14. Jahrhundert.
Der Ursprung der Galleria Nazionale dell’Umbria kann in der Accademia del Disegno, die im 16. Jahrhundert geschaffen und zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert deutlich erweitert wurde. Dies war zuerst dem Napoleonischen Reich und später insbesondere dem neu entstandenen Königreich Italien zu verdanken.
Und tatsächlich wurde 1863 die Schaffung einer öffentlichen Gemäldegalerie erforderlich, in der alle bis zu diesem Zeitpunkt im ganzen Gebiet verteilten Kunstwerke gesammelt wurden. Diese Gemäldegalerie wurde nach Pietro Vannucci, auch als Il Perugino bekannt, benannt (seinen Namen trägt auch die Hauptstraße von Perugia, auf der sich der Palazzo dei Priori befindet).
Im Jahr 1918 wurde die Gemäldegalerie verstaatlich und ihr wurde der Name „Galleria regia Pietro Vannucci“ gegeben. Von diesem Zeitpunkt an wurde die Sammlung immer größer, bis sie zu den größten Sammlungen Italiens gehörte.
Die zahlreichen Restaurierungsarbeiten, die einen Großteil der Räumlichkeiten des Palazzo dei Priori umfassten, sorgten dafür, dass die Galerie im Lauf der Jahre öfters übersiedelt wurde.
Die heutige Beschaffenheit des Museums geht auf das Jahr 2006 zurück und das Museum erstreckt sich über zwei Etagen des Palazzo dei Priori und nimmt insgesamt 4.000 Quadratmeter ein. Heute ist die Sammlung chronologisch geordnet und für alle Schüler enthält sie Künstler wie: Gentile Da Fabriano, Beato Angelico, Arnolfo di Cambio, Piero della Francesca. Besondere Aufmerksamkeit kommt den Künstlern aus der Region wie Bartolomeo Caporali, Benedetto Bonfigli, Fiorenzo di Lorenzo, Pietro Vannucci, auch Il Perugino genannt, Bernardino di Betto, bekannt als Pinturicchio und ihren Schülern zu.
DAS 13. JAHRHUNDERT
Zwischen den bedeutendsten Skulpturen der Stadt, die in der Galerie präsentiert werden, befindet sich der Cristo Deposto aus dem Jahr 1236. Er ist ein Teil mehrerer Figuren, die die Kreuzabnahme darstellen. Außerdem können die fünf Skulpturen von Arnolfo di Cambio besichtigt werden, die zwischen 1278 und 1281 aus Carrara-Marmor gefertigt wurden. Es scheint, als wären diese Figuren für einen Brunnen auf dem heutigen Corso Vannucci vorgesehen gewesen. Im selben Bereich sind auch die Due Fornelle, Bildhauereien der Gebrüder Pisano zu sehen. Sie gehören der Fontana Maggiore an und stellen Romulus und den Wolf dar.
Betreffend die Malerei des 13. Jahrhunderts stammt das bedeutendste Kunstwerk mit Sicherheit von Maestro di S. Francesco (dieser Name wurde ihm aufgrund der ersten Kunstwerke, die er in der Basilica di S. Francesco in Assisi schuf, gegeben). Aus seiner Hand befinden sich in der Galleria Nazionale d’Umbria auch noch La grande Croce aus dem Jahr 1272, la Croce a due Facce aus demselben Zeitraum und Il Paliotto aus dem Jahr 1262. Außerdem finden Sie in diesem Bereich noch wichtige Kunstwerke wie Il Dossale del Maestro di Farneto (1290) und Il Dossale di Vigoroso da Siena aus dem Jahr 1291.
DAS 14. JAHRHUNDERT
Dieses Jahrhundert beginnt mit der Madonna col Bambino aus dem Jahr 1304 von Duccio di Buoninsegna. Von den anderen Kunstwerken sind unbedingt zu erwähnen die zweiseitigen Bildtafeln von Hl. Paulus – Hl. Lorenz und Hl. Apostel Petrus und Hl. Herculanus. Letzterer
schien die Stadt Perugia zu unterstützen. Unter den Schülern von Giotto finden wir Marino da Perugia mit seiner Madonna col Bambino e Santi, 1317, Puccio Capanna und Giovanni di Bonino mit den Kunstwerken Madonna in trono con Bambino e Crocifissione, ca. 1340, und la vetrata con Crocifissione, ca. 1345.
Die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts ist auch durch die deutliche Präsenz der Scuola Senese geprägt, der ein eigener Abschnitt gewidmet ist, in dem sich beispielsweise das Polyptychon Polittico di Forsivo von Luca Tommé aus dem 1370, die Madonna col Bambino e Santi von Bartolo di Fredi und die kleine Kreuzigung von Nicolò di Buonaccorso befinden.
DAS 15. JAHRHUNDERT
Diesem Zeitabschnitt widmet die Galerie auch einen Bereich mit Einflüssen aus der internationalen Gotik mit dem Polyptychon Polittico di Pietralunga von Ottaviano Nelli aus dem Jahr 1404, der Madonna col Bambino e Angeli ebenfalls aus dem Jahr 1404 von Gentile da Fabriano und dem Fresko der Kreuzigung von Jacopo Salimbeni, ca. 1420.
Das 14. und 15. Jahrhundert stellen aufgrund der kontinuierlichen Änderungen der Trends der Renaissance La Madonna con Bambino e Santi aus dem Jahr 1439 von Pietro di Nicola Baroni, und das Polyptychon Polittico di Santa Giuliana, 1438, von Domenico di Bartolo dar.
Der Scuola Fiorentina ist auch ein großer Abschnitt gewidmet, zum Beispiel mit dem Polyptychon
Polittico di S. Domenico aus dem Jahr 1447 von Beato Angelico, von dem zahlreiche andere Maler inspiriert wurden, wie etwa Benozzo Gozzoli mit der Pala della Sapienza Nuova aus dem Jahr 1456. Außerdem enthält dieser Bereich des Museums auch das Polyptychon Polittico di S.Antonio, das zwischen 1455 und 1468 von Piero della Francesca gemalt wurde.
RENAISSANCE IN PERUGIA
Wenn von der Renaissance in Perugia gesprochen wird, kann ruhig von einer „Schule“ gesprochen werden. Die Personen, die zum typischen Erbe dieser Strömung beigetragen haben, sind zahlreich und viele ihrer Werke sind in der Galleria Nazionale dell’Umbria zu finden:
Bonfigli Benedetto ist der erste Maler der Renaissance in Perugia. Zu seinen Kunstwerken gehören die Madonna col Bambino e angeli musicanti, 1450, l’Annunciazione e S. Lucia, 1450-53, der Gonfalone di S. Bernardino, 1464. Außerdem befindet sich hier auch die Freskenserie Storie di S.Ludovico da Tolosa.
Bartolomeo Caporali von dem neben anderen Kunstwerken die Madonna col bambino e angeli, 1465, das Triptychon Trittico della confraternita della giustizia, 1475, und L’Aadorazione dei pastori, 1478-79, hier zu sehen sind.
Von Fiorenzo Di Lorenzo befinden sich hier die Werke S.Sebastiano, 1475-79, die Nische La Nicchia di S. Francesco al prato, 1487, und das Polyptychon Polittico dei Silvestrini, 1493.
Perugino ist mit Sicherheit eine der höchsten Kunstformen der umbrischen Malerei. Pietro Vannucci erhielt seine Ausbildung während der ersten Jahre in Perugia, um anschließend in Florenz zu studieren und sich bei Piero della Francesca und Verrocchio weiterzubilden. Nach verschiedenen Arbeiten in Perugia, darunter einige im Palazzo dei Priori, erlangte er einen gewissen Ruf, der dafür sorgte, das er vom Papst mit einigen Arbeiten beauftragt wurde , auch in der Sixtinischen Kapelle (Übergabe der Schlüssel, 1481), bis er zum wahrscheinlich einflussreichsten Maler am Ende des 15. Jahrhunderts wurde. Viele seiner Kunstwerke befinden sich in der Galleria, darunter sind die bedeutendsten: San Bernardino che risana da un’ulcera la figlia di Giovanni Antonio Petrazio da Rieti, 1473 (Teil der acht Tafeln, aus denen die Nische von S. Bernardino besteht), Madonna della confraternita della consolazione, 1496-98, Cristo Morto, 1495, La Pala dei Tezi, 1500, Il Gonfalone della Giustizia, 1501, und das Polyptychon Polittico di S. Agostino.
Pinturicchio: Er wurde 1454 in Perugia geboren und starb 1513 in Siena. Er erlebte die Einflüsse vieler Meister aus Perugia, vor allem von Bartolomeo Caporali. Er war über die Jahre Lehrling und Mitarbeiter von Perugino, dem er bei einigen seiner berühmtesten Werke half, darunter die Tafeln in der Nische von S. Bernardino und andere Werke in der Sixtinischen Kapelle. Er arbeitete bei vielen Gelegenheiten in Rom, selbst für den Papst, wo er aufgrund der Eleganz seiner Dekorationen und seiner Arbeiten im Allgemeinen berühmt wurde. In der Galleria Nazionale dell’Umbria befindet sich die Pala di S.Maria dei Fossi, 1495-96, eines der Kunstwerke, das die Scuola Perugina am besten abbildet. Dieses Werk wurde mit einer außergewöhnlichen Technik und Liebe zum Detail erstellt.
- JAHRHUNDERT
Unterschiedlich sind auch die hier befindlichen Kunstwerke dieses Zeitabschnittes, deren Autoren hauptsächlich von außerhalb Perugias kommen. Dies ist auch dem zurückerlangten Einfluss der Kirche zu verdanken, die viele Kunstwerke in Auftrag gab. Beispielsweise kann das Fresko Storie di Braccio Fortebraccio da Montone, ausgeführt von Lattanzio Pagani und Tommaso Bernabei in den Jahren 1545-48, besichtigt werden. Zu den lokalen Malern gehört hingegen Orazio Alfani mit seinen Werken Sacra Famiglia und Il Riposo nella Fuga di Egitto, ca. 1560. Außerdem ist noch die Natività della Vergine aus dem Jahr 1561, gemalt von Dono Doni aus Assisi zu erwähnen. Darüber hinaus sind Kunstwerke von flämischen Malern zu sehen, wobei das bekannteste Werk von Hendrick van den Broeck stammt und den Namen l’Adorazione dei Magi, 1563, trägt. Er schuf auch La Crocifissione, 1565.
Bedeutend sind auch Sacra Famiglia con il Battista, 1573, von Raffaellino del Colle und L’Adorazione dei Pastori von Marcello Venusti.
- UND 18. JAHRHUNDERT
Das wichtigste Exponat des 18. Jahrhunderts in der Galerie ist mit Sicherheit Ventura Salimbeni, mit La Vergine col Bambino e S. Giovannino, 1606-1608. Außerdem ist auch Orazio Gentileschi mit S.Cecilia che suona la spinetta e un angelo, 1615, und Valentin de Boulogne mit Samaritana al pozzo, 1622, die beide der Strömung des Caravaggismus angehören, zu sehen.
Auch das 18. Jahrhundert hat interessante Kunstwerke zu bieten. Beispielsweise die Visione di San Bernardo von Giovanni Odazzi aus dem Jahr 1720. Außerdem sind weitere Kunstwerke ausgestellt, die damals aus Rom eintrafen, wie etwa La Famiglia della Vergine von Francesco Mancini, 1732, Comunione della Maddalena von Sebastiano Conca, 1738, und S. Ambrogio Assolve l’Imperatore Teodosio von Pierre Subleyras, 1745.
Um die großartigen Sammlungen an Gemälden und Skulpturen abzurunden, gibt es in der Galleria Nazionale dell’Umbria zahlreiche Sammlungen, wie zum Beispiel eine sehr große mit Tischtüchern aus Perugia, die nachdem sie von privaten Sammlern öfters ge- und wieder verkauft wurde, vom Staat erworben wurde und in der Galerie zu sehen ist. Außerdem sind Ausstellungen an Manufakten der Goldschmiedekunst, die hauptsächlich aus den Museen Perugias stammen, jedoch 1863 ohne ihren Ursprung anzugeben gesammelt wurden, vorhanden. Aus diesem Grund kann ihre Geschichte jedoch bis heute nur schwer rekonstruiert werden. Weitere Sammlungen stammen aus der Sakristei der Kirche Chiesa di S. Domenico. Sie wurden im 15. Jahrhundert inventarisiert wurden, um die Arbeit regionaler Handwerker zu bezeugen.