DER UMBRISCH-ETRUSKISCHE URSPRUNG UND DIE RÖMISCHE PHASE
Der tatsächliche Ursprung von Todi bleibt noch zwischen einer Legende und archäologischen Ausgrabungen verborgen. Einer Tradition zufolge wurde die Stadt 2707 v. Chr. vom Stamm der Veii-Umbri gegründet. Man erzählt sich, dass während die Männer nach dem Beginn der Bauarbeiten im Tal am Ufer des Flusses Tiber im Freien aßen, eine tückische Überschwemmung das Tischtuch mitriss und auf die Spitze des Hügels hinter ihnen fallen ließ. Das Zeichen wurde als eine göttliche Botschaft angesehen, daher wurde die Stadt am empfohlenen Ort errichtet und die Überschwemmung wurde zum Symbol der Stadt und ist auf vielen Bildern zu sehen.
Fernab von den fantasievollen Erzählungen konnten Archäologen den Kern einer ursprünglichen Siedlung entdecken, die auf das 8. bis 6. Jahrhundert v. Chr datiert werden können und von einem Volk aus Bauern und Hirten bewohnt wurde. Recht bald wurde die Siedlung jedoch von den Etruskern, die sich in der Nähe befanden, eingenommen. Der Name der Stadt soll ein Beweis dafür sein. Vom etruskischen „Tular“ oder „tulere“, was „Grenze“ bedeutet stammt die spätere römische Bezeichnung Tuder, von Tudertum im Mittelalter und schließlich Tode in der Volkssprache ab, bis hin zur aktuellen Bezeichnung Todi. Die Einwohner werden als Tuderti oder Tudertini bezeichnet.
Den Etruskern ist die erste Stadtmauer, die zwischen dem 3. und dem 1. Jahrhundert v. Chr. errichtet wurde, zuzuordnen.
Im Jahr 89 v. Chr. erhielt Todi den Titel eines römischen Munizipiums und eine großartige urban-architektonische Entwicklung deren Zentrum die Piazza del Popolo, das alte Forum war, auf dem sich das Capitolium (der heutige Dom) und die weltlichen Gebäude befanden, von denen keine Spur mehr vorhanden ist. Das Echo des blühenden römischen Zeitalters hallt noch in den unterirdischen Tunneln unterhalb der Piazza, auch Nicchioni genannt, sowie in den Namen der Straßen, die an die alten Stadttore erinnern, nach: Porta Aurea, Porta Libera und Porta Fratta im Südwesten, Porta Catena und Porta Marzia im Südosten.
MITTELALTER UND ZEITALTER DER KOMMUNEN
Mit dem Zerfall des Weströmischen Reiches wurde auch Todi das Schicksal der italienischen Halbinsel zuteil und es musste die Vorstöße der Barbaren ertragen. Zuerst waren es die Goten, die durch den gottgewollten Einsatz von San Fortunato, Bischof und Patron der Stadt, ferngehalten wurden, danach kamen die Longobarden, die das eroberte Gebiet in Herzogtume unterteilten und zu einflussreichen Feudalherren wurden, die ständig mit den lokalen Gutsbesitzern zu kämpfen hatten. Die bekanntesten Familien der Kämpfe in Todi waren die Montemarte, die Arnolfi und die Atti.
Erst ab dem 13. Jahrhundert erlebte die Stadt den wohl glücklichsten Zeitraum ihrer Geschichte: Die Stadtmauern wurden erweitert, um die beiden umliegenden Ausläufer im Norden und Süden zu umschließen, begrenzt durch die monumentalen Tore Porte Orvietana, Perugina, Romana und Amerina. So nahm die Stadt ihre endgültige Form an, die bis heute fast vollständig intakt ist.
In jenen Jahren erweiterte Todi seine Herrschaft über die nahegelegenen Städte Amelia und Terni, die abgabepflichtig wurden, übte seine Macht über die Lehngütern des Papstes in Alviano und Guardea aus, entriss Orvieto die Herrschaft über das Tal Vallata del Nera und begann wichtige politische und wirtschaftliche Kontakte mit Perugia zu knüpfen.
In dieser Blütezeit wurde in der Stadt 1236 Iacobus de Benedictis besser bekannt als Jacopone da Todi geboren. Er sang die Passion Christi und schrieb einige der berühmtesten Laude der italienischen Literatur in italienischer bzw. umbrischer Volkssprache.
Ursprünglich als Advokat tätig, heiratete Jacopone ein aristokratisches Mädchen mit dem Namen Vanna, die circa ein Jahr nach der Hochzeit durch die Trümmer eines eingestürzten Bodens beim Tanzen auf einem Fest starb. Dabei sah der zukünftige Ordensbruder die Qual auf dem Oberschenkel seiner Frau und er stürzte in eine lange, mystische Krise und in ein Umherirren, wodurch er konvertierte und ein Ordensgelübde ablegte. Seine sterblichen Überreste befinden sich in der Krypta der Kirche Chiesa di San Fortunato und sind bis heute ein Ziel für Pilger und Touristen.
VON DER RENAISSANCE BIS ZUR MODERNE
Mit der Wahl von Bonifacio VIII. auf den Heiligen Stuhl (1294) begann für Todi eine neue Phase der wirtschaftlichen und politischen Weiterentwicklung. Der neue Papst baute tatsächlich eine sehr geschätzte diplomatische Beziehung mit den Ghibellinen aus Todi auf und übernahm die direkte Kontrolle des gesamten kirchlichen Erbes der Stadt, das er dem Rektor, einem Verbündeten der Welfen, entzog. Die Genehmigung der Ghibellinen ließ nicht auf sich warten und zeigte sich wenige Jahre später, nämlich 1296, mit einem feierlichen Beschluss des allgemeinen Rates, mit dem sie erklärten Verfechter und Befürworter der Kirche zu sein. Mit der Unterstützung des Papstes gelang es den Ghibellinen aus Todi schließlich im Jahr 1299 die Burg Castello di Montemarte einzunehmen, für die sie schon lange mit der rivalisierenden Stadt Orvieto kämpften.
Die Krise begann wenige Jahre danach, als Todi mit dem Tod von Bonifatius VIII. im 14. Jahrhundert in die Hände des Herrschers Carlo IV. fiel, der die Stadt wiederum dem neuen Papst und einer langen Reihe an Prinzen und Anführern überließ, unter denen die Namen der Malatesta da Rimini, Biordo Michelotti und sogar Francesco Sforza hervorragen.
Erst im 16. und 17. Jahrhundert folgte wieder eine kurze Phase der Erholung. Diesem Zeitabschnitt sind tatsächlich die letzten architektonischen und Stadtbauarbeiten im Auftrag von Bischof Angelo Cesi zuzuordnen; Schmuckstücke wie der Brunnen Fontana della Rua oder Cesia (der seinen Namen trägt), die Kirche Chiesa del Crocifisso (Kreuzkirche) und das Meisterwerk, die Kirche Chiesa della Consolazione, die Bramante zugeordnet wird, bestätigen die Verflechtung und den Abschluss der Definition der Stadt, die in den darauffolgenden Jahrhunderten nur noch kleinen Teilarbeiten unterzogen wird.
Die Stadt, die sich heute den Augen der Besucher präsentiert, ist eine Stadt, die sich über den Lauf der Zeit herauskristallisiert hat und in der verschiedene Epochen harmonisch und ohne Kontraste miteinander verschmolzen sind.
Die bauliche Erweiterung der vergangenen Jahrzehnte betraf ausschließlich die peripheren Stadtbereiche, wobei das Profil des historischen Zentrums mit seinen Erscheinungen eines alten, landwirtschaftlich geprägten Zentrum aufrecht erhalten blieben.